Wie der Ortsteil „Kalteschale* zu seinem Namen kam
Das ehemalige Gasthaus „Kalteschale" liegt heute an der Bundestraße 61. (Früher: Bremer Postweg, im Kaiserreich: Provinzialstraße, im 3. Reich: Reichsstraße)
Es wurde Anfang 1600 erbaut und nach einem Großbrand in Kalteschale, dem fünf Häuser zum Opfer fielen (Nr. 8 Lehmkuhl, Nr. 9 Rodenberg/ Sander, Nr. 10 Büscher, Nr. 11 Fethmann, Nr. 12 Rodenberg/ Heinemann) 1802 erneut aufgebaut. Die Inschriften über den Türen zeugen heute noch teilweise von dieser schrecklichen Feuersbrunst.
Nicht nur in früherer Zeit war diese wichtige Verkehrsader die Verbindung von Minden nach Bremen. Zusätzlich wurde diese im Bereich Raddestorf von einer Verbindung von Hannover nach Osnabrück gekreuzt. (In Kreuzkrug?) Diese Verkehrsader ist heute verlegt worden. Ausgrabungen in Dierstorf zeugen davon, dass selbst die Römer diese wichtigen Straßenverbindungen nutzten.
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts befuhren noch zweirädrige Karren diese Strecke. Alsbald wurden aber die Wege ausgebessert und vierrädrige Postwagen, in denen bis zu acht Personen Platz hatten, wurden auf dieser Strecke eingesetzt. Diese waren vornehmlich für den Personenverkehr gedacht, wenn auch die Beförderung von Gütern nicht ausgeschlossen war. Wenigstens zwei, aber meist drei oder vier Pferde zogen diese Kutschen.
Der Höhenunterschied von Minden bis Bremen beträgt 25 m. Die Pferde hatten kräftemäßig viel zu leisten, gerade aus Richtung Bremen kommend. So nahmen die Postillione gerne das Angebot der Wirtsleute in Kalteschale an, dort den Tieren eine Pause zu gönnen: Die Pferde wurden trocken gerieben und bekamen Wasser.
Sicherlich waren die Fahrgäste auch dankbar, Pause nach der anstrengenden Fahrt zu haben. Die Wirtin des Gasthauses bereitete in der Zeit ein warmes Gericht vor. Nur das Warmhalten war damals nicht so einfach: Wenn der Kutscher nach der Versorgung der Pferde ins Haus kam, waren die Speisen meistens kalt. Das sprach sich unter den Kutschern herum. Damit die Kutscher sich orientieren konnten, nannten sie dann das Gasthaus „Kalteschale". Demzufolge bezeichneten später die umliegenden Einwohner des Ortes ihren Ortsteil ebenso.
Doris Rodenberg